Die Seele der Bienen

Die Seele der Bienen
Die Seele der Bienen

Als Imker fragt man sich, ob die Bienen den Imker erkennen, wenn er am Bienenstock arbeitet? Hat das Bienenvolk ein Gedächtnis, vergleichbar zu dem unserer Hunde oder Katzen?

Ganz abwegig sind diese Fragen nicht. Denn die Bienen nutzen ein spezielles Sinnesorgan - was beim Menschen der Nase entspricht, sind bei den Bienen die Fühler (Antennen). Die Begriffe Fühler und Antennen lassen schon vermuten, dass dieses Organ weit mehr an Funktionen besitzt als nur das "Riechen" beim Menschen. So ist es ein doppelter Taster, der in völliger Dunkelheit perfekt arbeitet, ein hochentwickelter Temperaturfühler ( +/- 0,1 °C), ein Detektor für elektrische Felder, ein Gassensor z.B. für CO2 und ein chemischer Rezeptor für Gerüche/Pheromone, der jeden Drogenspürhund beim Zoll schlägt. Ohne dieses Organ wäre eine Biene hilflos, vergleichbar wenn wir unsere drei Sinne Sehen, Tasten und Riechen verlieren würden.

In der Dissertation von Brigitte Bujok (2005) wird die "Thermoregulation im Brutbereich der Honigbiene Apis mellifera carnica" untersucht und welchen entscheidenden Einfluss die Fühler dabei haben. In einem Experiment wurden bei einem Testvolk das erste Glied der Fühler der Bienen entfernt. Genau dort sitzt der Temperaturfühler.

Bujok, Brigitte (2005) Thermoregulation im Brutbereich der Honigbiene Apis mellifera carnica. Dissertation Universität Würzburg.

Interessanterweise haben es die Bienen nicht mehr geschafft, die erforderliche Temperatur von 34-35°C im Bienenstock zu regeln.  Diese Temperatur ist aber essentiell wichtig, dass sich die Brut der Bienen optimal entwickelt. Eine zu niedrige Temperatur führt zu einer längeren Entwicklungsdauer der Bienen, zu einer höheren Sterberate in der Brut, zu einer starken Ausprägung der Brutkrankheit "Kalkbrut" und zu einer schlechteren physischen Entwicklung der Bienen (Denkleistung).

Durch die Zugabe von nur 15 unbehandelten Bienen stieg die Temperatur im Brutbereich langsam wieder auf das richtige Niveau an.

Bujok, Brigitte (2005) Thermoregulation im Brutbereich der Honigbiene Apis mellifera carnica. Dissertation Universität Würzburg.

Jetzt können wir uns gut vorstellen, was in einem Bienenvolk passiert, wenn man mit 60% Ameisensäure eine Varroa-Behandlung durchführt. Außer, dass die offene und teils geschlossene Brut durch die Säure-Dämpfe massiv geschädigt wird, hat die Behandlung durch die Verätzung der empfindlichen Fühler der Bienen im Volk gravierende Auswirkungen auf die Kommunikation, auf das soziale Verhalten und insbesondere auf die Temperaturregelung in Bienenstock.

Wir haben verstanden, dass die Fühler so etwas wie die Seele einer jeden einzelnen Biene sind. Und jede Biene trägt zur Organismus des "Biens" bei.

Wir behandeln seit Jahren nicht mehr mit Ameisensäure gegen die Varroa-Milbe, obwohl sie immer noch in Deutschland zugelassen ist und von den meisten Imkern genutzt wird. Jeder Imker sollte sich aber selber die Frage stellen, ob er dies ethisch vertreten kann.

Vielen Dank an Prof. J. Tautz für die Inspiration durch seinen Vortrag.